Ein echter Aufreger: Fundkatze Emma
Unserer tägliche Arbeit macht uns immer wieder sprachlos:
Wenn ein Kind uns einen Teil seines hart ersparten Taschengelds spendet und auch angesichts der vielen tierlieben Menschen, die unsere Arbeit auch in 2020 wieder durch Sach- und Geldspenden unterstützt haben.
Dann gibt es aber auch wieder Erlebnisse wie das folgende, die uns nicht nur sprachlos, sondern kopfschüttelnd zurücklassen:
Am 16.12.2020 wurden wir von einer netten Dame darüber informiert, dass ihr in der Nachbarschaft seit einigen Tagen eine augenscheinlich schon recht betagte Katze in einem erbärmlichen Zustand aufgefallen ist. Zwar stünden draußen immer wieder auch ein paar Näpfe herum, aber da das Tier total verfilzt war und die Dame auch keine Information darüber hatte, wo es zu Hause sein könnte, entschloss sie sich zu handeln.
Nach Rücksprache mit uns wurde die Samtpfote zu unserer Tierärztin in die Waldstadt gebracht. Es war zwar eine Tätowierung vorhanden, allerdings war diese altersbedingt nicht mehr entzifferbar. Auch Suchmeldungen lagen uns zu diesem Zeitpunkt nicht vor.
Frau Dr. de Rossi entfernte behutsam, in mehreren Sitzungen (aufgrund des schon fortgeschrittenen Alters der Mieze musste auf eine Narkose verzichtet werden) der regelrechte Filzpanzer, der es der Katze schon schwer machte zu atmen. Darunter kam noch dazu eine Hautentzündung am Hals zum Vorschein und außerdem wurde, da die Katze extrem dünn war, nach einem Blutbild Diabetes diagnostiziert.
Geduldig machte die Katze, die wohl spürte, dass ihr hier nun endlich geholfen wird, die Prozedur mit, zeigte sich sehr zutraulich und sie hatte großen Hunger.
Am 18.12.2020 erreichte uns ein Anruf von der Tochter der Halterin sowie die TASSO-Suchmeldung, bei der es sich tatsächlich um unsere Fundkatze zu handeln schien – sie war stolze 17 1/2 Jahre alt!
Am 18.12. holte die Tochter das Tier bei uns ab. Wir überließen ihr dabei eine ganze Plastiktüte voll mit den abgeschnittenen Filzplatten und gaben noch Spezialfutter für diabeteskranke Katzen mit. Alles mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass die Katze die nächste Zeit (bis das Fell wieder nachgewachsen wäre) unbedingt im Haus bleiben sollte. Die Tierarztrechnung in Höhe von ca. 220€, aus der alle durchgeführten Maßnahmen hervorgingen, legten wir ebenfalls bei.
Soweit alles ganz normal.
Aber noch am gleichen Abend erhielten wir per Email ein äußerst ungehaltenes Schreiben der Halterin, in der sie sich über die Sicherung der Katze (Zitat: "das sei Diebstahl und sie werde Strafantrag stellen"), das (aus medizinischer Sicht eindeutig erforderliche) Scheren, sowie den Preis dafür ("der Hundefriseur würde wesentlich weniger verlangen") aufregte. Außerdem wies sie darauf hin, dass das Tier bei einem anderen Tierarzt “in Behandlung” sei und wie immer im Frühjahr geschoren werden sollte.
Das kann unmöglich sein, denn die Verfilzung war mindestens 1-2 Jahre alt!
Auch wenn sich die Halterin massiv gegen die “Unterstellung” der Vernachlässigung verwehrte, ist für uns absolut nicht nachvollziehbar, wie man ein Tier in diesem Zustand im Winter draußen rumrennen lassen kann. Da wir nicht die Zeit und die Mittel haben, uns hier auf einen Rechtsstreit einzulassen, werden wir auf die Arztkosten verzichten, die wir somit wieder aus Euren Spenden bestreiten müssen.
Ja, so geht es in unserer Gesellschaft oft zu! Für Menschen, denen scheinbar alles egal ist und die auch noch blöd werden, nachdem man ihnen geholfen hat, müssen andere aufkommen und bezahlen - ein schreiende Ungerechtigkeit!
Uns ist es natürlich vor allem wichtig, dass es Katze Emma wieder gut geht. Sie konnte nicht einmal richtig auf's Klo, da das ganze Hinterteil verknotet war! Geht's noch!? Sollte die arme Katze denn bis zum nächsten Frühjahr warten!?
Wir hoffen dringend, dass die Tierhalter ihre Einstellung noch einmal überdenken und froh sind, dass wir ihnen die Augen geöffnet haben. Nämlich dass man mit seinen Tieren, die man doch liebt, so nicht umgehen kann! Man kümmert sich um ihr Wohlergehen mit aller Kraft!
Bei der Gelegenheit möchten wir an alle Halter appellieren, gerade bei älteren Freigängern zu überprüfen, ob eine vorhandene Tätowierung noch lesbar ist und ggf. beim nächsten Tierarztbesuch einen Chip einsetzen zu lassen. Das ist nicht teuer und tut der Katze nicht weh. Ab einem gewissen Alter solltet ihr auch regelmäßig ein Blutbild machen lassen, das schadet nie, denn frühzeitig erkannte Krankheiten wie Diabetes, Niereninsuffizienz, Schilddrüsen-Über-/Unterfunktion u.v.m. lassen sich in aller Regel gut behandeln. Danke!