Großaktion für Lina!
Wir hatten seit Bestehen der Katzenhilfe-Karlsruhe schon etliche schwierige Aktionen in Sachen „Katzen einfangen“, die uns Zeit, Kraft, Geld, und „Manpower“ kosteten.
Aber jede ist immer wieder neu, und selten hat eine einzelne, entlaufene Katze von uns derart viel Einsatz abverlangt, wie Lina!
Aber von Anfang an:
Wera Schmitz erhielt am 28. Dezember 2020 einen Anruf, dass eine Katze ausgebüchst sei und sich nicht mehr blicken ließ. Sie erfuhr, dass die Halterin mit Lina und einer weiteren Katze am Heiligabend auf dem Weg von Freiburg nach Düsseldorf war, um dort einige Tage bei der Mutter zu verbringen. Soweit so gut und auch nichts weiter völlig Ungewöhnliches, wenn Menschen ihre Katzen auf Reisen mitnehmen.
Auf der Reise machte die Halterin eine Pause an einem Rastplatz entlang der A5 zwischen Büchenau und Karlsdorf/Neuthard und dann geschah es: Lina flitzte aus dem Auto und entschwand im Wald. Nach 4 Tagen des vergeblichen Wartens bat die Frau uns schließlich um Hilfe.
Selbstverständlich eilten wir sofort dort hin, bewaffnet mit Fangkörben, Kuschelhöhlen und Futter und verteilten alles in dem Waldstück am Rastplatz, in das Lina entschwunden war. Unsere Helferin Tina besitzt Wildkameras, die sie aufstellte, vielleicht bekamen wir so wenigstens einen Anhaltspunkt, ob sich Lina überhaupt noch dort aufhielt.
So vergingen 14 Tage in denen unsere Helfer mehrmals täglich die Fallen und Futternäpfe kontrollierten und die Aufnahmen der Wildkameras ausgewertet wurden. Nur Mäuse auf den Kamerabildern, aber von Lina keine Spur. Auch das Futter war unberührt und keines der warmen Plätzchen benutzt. Wir mussten langsam davon ausgehen, dass sich Lina tatsächlich auf den “Heimweg” gemacht hatte. Auch das ist nicht völlig ungewöhnlich, hat schon so manche Katze von hunderten Kilometern weit weg ihr Zuhause wieder gefunden. Dennoch eine schreckliche Vorstellung, so direkt an der Autobahn!
Deswegen gaben wir noch nicht auf, und das war auch gut so! Denn siehe da: nach weiteren 4 Tagen konnten wir Lina in den Abendstunden plötzlich mit Taschenlampe am Parkplatz sichten, genau an der Stelle, an der sie zweieinhalb Wochen zuvor aus dem Auto entlaufen war.
Als erstes haben wir alle Fallen, Futternäpfchen und warme Plätzchen exakt um diese Stelle verteilt. Aber da gab es noch ein Problem. Die rastenden Leute und LKW Fahrer hatten nicht so viel Verständnis für unsere Verzweiflung und die Fallen waren nun vom Rastplatz aus gut sichtbar. Es wäre nicht die erste Falle, die wir unbeaufsichtigt stehen ließen, und die am nächsten Tag gestohlen oder zerstört war; das haben wir schon öfter erlebt. So haben wir die Körbe tagsüber angekettet, um sie wenigstens vor Diebstahl zu sichern. Eine Dame wollte sich sogar an einer Kamera und einer Taschenlampe vergreifen, die Tina kurz auf einem der Rastplatztische abgelegt hatte und sich keine 10 m weg bewegte. Die Dame grinste ihr dabei noch frech ins Gesicht als sie weiterging, aber Tina konnte den Diebstahl gerade eben noch verhindern.
Unsere Sorge, dass, falls Lina in eine der Fallen ging und gegebenenfalls mitsamt dieser von irgendwelchen Leuten mitgenommen werden würde, war nicht unbegründet. Solange die Fallen „scharf“ geschaltet waren, mussten wir also unbedingt vor Ort sein. Ab nun hieß es jeden Abend Wache halten!
Lina kam dann tatsächlich jeden späteren Tag auch pünktlich um 17 Uhr aus dem Wald getrottelt und hat am Parkplatz Mäuse gejagt, sich unter die Picknicktische gesetzt und unter den allabendlich parkenden LKWs ein trockenes Plätzchen und Wärme gesucht. Wenigstens lebte sie und sie schien unversehrt zu sein und wir waren sicher, sie bald einzufangen.
Nachdem Lina Fremden gegenüber scheu ist und es auch der Halterin nicht gelungen war, sie anzulocken, war es nun eine echte Herausforderung sie in eine Falle zu bekommen. Diese Katze hat zunächst jegliches Futter abgelehnt. Wahrscheinlich war sie einfach satt und bevorzugte „Mausgeschmack“, denn, wie die Kameras bewiesen, gab es an dieser Stelle genügend Mäuse.
Wir brauchten dann eine ganze weitere Woche, in der wir herausfinden mussten, welches Lieblingsfutter Lina anlockt. Wir fanden dann eines, das ihr zusagte, aber - sie rührte es allerdings nur an, wenn es außerhalb der Falle stand. So eine schlaue, katzenfallenresistente, freche Miezekatze!!
Danke für die kostenlose und GEMA freie Musik von https://www.purple-planet.com: "Action Strike" und "Live Forever"
Es vergingen weitere mühsame eineinhalb Wochen, in der die Helfer, allen voran Tina, ihr Mann Uwe und Julia, viele Stunden in etlichen Nachtschichten auf dem Rastplatz verbrachten, bei eisiger Kälte, stets wachsam und voller Hoffnung, dass es diesmal klappen würde. Das war nicht wirklich lustig, für alle äußerst anstrengend und auch frustrierend, weil es einfach nicht gelang. Von den „menschlichen“ Gefahren, die an so einem Rastplatz drohen ganz abgesehen. Jetzt war Lina schon so nah, aber wollte partout nicht eingefangen werden, so ein Ärger!
Und nunmehr fast 5 Wochen später, nachdem sie entlief, hatten wir Erfolg und es gelang, Lina mit Hilfe eines größeren Fangkorbs einzufangen. Endlich! Große Erleichterung! Frohe Gesichter! Mission erfüllt! Und zu guter Letzt wieder Abende zuhause im Warmen für die Helfer!
Lina hat die Zeit in der Nässe und Kälte ganz gut überstanden. Leider ist ihr der trockene und warme Platz unter den LKWs zum Verhängnis geworden: sie hat sich an den Füßen schwere Brandblasen zugezogen, die sich zwischenzeitlich stark entzündet haben. Wir sind aber glücklich und dankbar, dass Lina jetzt bei uns auf der Station ist, dort medizinisch versorgt wird und sie endlich wieder die Wärme und die Nähe von Menschen genießt. Sie ist eine so liebe Katze!
Lina bekam heute (06.02.2021) Besuch von ihrer Dosi und Mira, ihre Katzenkumpeline. Die Freude war groß und die beiden haben in Linas Box geschnurrt, gekuschelt und sich vor Freude, die andere wieder zu sehen, wie verrückt abgeschleckt. Am kommenden Mittwoch darf Lina wieder nach Hause und die Halterin wird für alle uns entstandenen Tierarztkosten aufkommen.
Wir können kaum ausdrücken, wie gradios wir das finden, was Tina, Uwe und Julia hier über Wochen täglich geleistet haben! Man mag es sich kaum vorstellen, was das alles von ihnen abverlangt hat. Danke auch an Patric und Sabrina für die spontane Unterstützung. Danke an Euch alle, dass Ihr Lina nicht aufgegeben und sie einigermaßen heil wieder zurückgebracht habt!